Dienstag, 4. Dezember 2007

Spezielle Mineralogie

Spezielle Mineralogie im Harrach

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, der Boden ist spiegelglatt. Mein Atem kondensiert. Ich drücke, die Tür öffnet sich. Beim ersten Mal. Nur der Kellner ist heute da, die Kellnerin ist nicht zu sehen. Wie seit Wochen fragt er mich: "Ceylon? Milch?". Ich bejahe, setzte mich an den letzten Tisch an der rechten Seite vor den Stufen. Seit Wochen geht dieses Spiel so, jeden Dienstag vor der Vorlesung Trenntechniken trinke ich eine Kanne Tee im Cafe Harrach. Der Kellner würde mich sicherlich nicht erkennen, wenn ich an einem anderen Tag als Dienstag vorbei kommen würde. Wahrscheinlich nicht einmal, wenn es Dienstag Nachmittag wäre.
Ich ziehe meine Jacke aus, öffne die Weste. Ich binde den zweiten Schal los; den Schal, den ich mir heute um die Taille gebunden habe - aus Rücksicht auf meine Nieren. Wärmt wunderbar. Ein Zuckerwürfel fällt in die Teekanne, der Tee zieht.
"Heute ohne Zeitung?" fragt mich der Kellner. Er kennt mich schon besser als ich dachte, immerhin habe ich normalerweise immer meine Presse mit. Aber es bleibt mir derzeit nichts anderes übrig, ich habe für Mittwoch 13:00 eine Prüfung vereinbart und erst jetzt erkannt, wieviel Stoff die Vorlesung umfasst ist. Eigentlich fühlte ich mich in letzter Zeit immer etwas motivationslos, aber eine Prüfung muss einfach mal wieder sein. Den Versuch, sich selbst in den Hintern zu treten, sollte es wert sein. Vielleicht klappt es ja.
Die Kanne ist leer und bezahlt, die Unterlagen sind gepackt und mein Weg führt mich in die Vorlesung. Ich drücke. Die Tür öffnet sich nicht, sie ist von innen zu ziehen. Wie jeden Dienstag, doch das habe ich bis jetzt noch nicht gelernt.