Samstag, 10. Februar 2007

Kino-Kritik: Blood Diamond



Info

Titel: Blood Diamond (Blood Diamond)
Produktionsjahr: 2006
Produktionsland: USA
Genre: Action
Regie: Edward Zwick
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Jennifer Conolly, Djimon Hounsou
Länge: 143 Minuten


Meinung

Ich komme gerade aus dem Kino und muss jetzt gleich mal meine Bewertung zu diesem Film abgeben. Ich bin eigentlich ohne wirklich hohe Erwartungen ins Kino gegangen und bin aber teilweise davon überrascht. Wirklich überrascht. Aber - teilweise - haben sich meine (nicht zu hoch gesteckten) Erwartungen erfüllt.

Der Inhalt in Kurzfassung beläuft sich auf Folgendes: Durch die Diamantverkäufe von so genannten "Blutdiamanten" finanzieren sadistische Rebellenbewegungen ihren Bürgerkrieg in Sierra Leone und demzufolge boykottieren die Diamantfirmen (offiziell) den Kauf von eben jenen titelgebenden Diamanten.
Der Söldner Danny Archer (Leonardo DiCaprio) arbeitet als Waffenhändler und Diamantschmuggler in Sierra Leone, bis er geschnappt wird und seine Schmuggelware verliert und somit auch Schulden bei seinem Auftraggeber hat.
Solomon Vandy (Djimon Hounsou), ein afrikanischer Fischer, verliert bei einem Überfall der RUF auf sein Dorf den Kontakt zu seiner Familie und wird als Diamantschürfer versklavt. Nachdem er von Regierungstruppen befreit wurde lernt er Danny kennen und sie machen sich auf die Suche - Danny nach einem eigroßen Diamanten, den Solomon versteckt hat, und Soloman nach seiner Familie und seinem zwangsrekrutiertem Sohn. Dabei lernen sie bei ihrer Odyssee die Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Conolly) kennen, die ihnen auf ihrer Suche hilft.

Zuerst einmal: Der Film ist brutal. Nicht auf diese Weise brutal wie andere Actionfilme, denn Tote sind heutzutage in Filmen nichts neues mehr. Es ist diese Gewissheit, dass die gezeigte Brutalität, dieses Gemetzel und das Morden Realität waren und derzeit sicherlich auch Realität sind - man betrachte nur die Situation in Darfur.
Historisch hat man die Hintergründe einigermaßen korrekt dargestellt, von der sadistischen RUF und den Verwicklungen der Diamantkonzerne in den Niederlanden, die aber heute noch umstritten sind.

Leonardo DiCaprio spielt hier seine Rolle durchwegs gut. Er, den ich einst wegen Titanic verhöhnt habe, hat sich zu einem wirklich guten Schauspieler gemausert. In The Departed hat er das schon bewiesen.
Seine Figur Danny Archer ist ein abgestumpfter Söldner, der keine Illusionen mehr vom Leben hat und nur noch eines will: Raus aus Afrika. Das spielt DiCaprio auch gut, sein burschikoses Auftreten hat er längst verloren. Er wirkt nicht wie ein Actionheld, er ist ein Opportunist, ein Lügner und ein Spion.
Aber er versucht hier auch cool zu wirken, was ihm aber misslingt. Es kann aber auch sein, dass die deutsche Synchronisation hier stört. Wer fragt denn schon nach "Kippen"?

Conolly ist das Gegenstück zu DiCaprio. Die von ihr verkörperte Journalistin Maddy Brown ist eine aus dem Westen, eine optimistische Weltverbessererin die sich zum Ziel gemacht hat mit ihren Reportagen aus den Konfliktstaaten Frieden zu bringen.
Es wird zwar mit einem Kommentar von ihr über einen Fernsehreport der Lewinski-Affäre gezeigt, dass sie ihre aussichtslose Position im Medienzeitalter erkennt, aber ihre Ziele nicht aufgibt.

Und genau das ist eine hübsche Konfliktsituation: Der desillusionierte Söldner und die idealistische Reporterin. Natürlich musste hier auch auf erotische Szenen acht genommen werden, was wäre schon ein Hollywood-Film ohne erotische Andeutungen? Aber zum Glück sind diese Szenen auf ein Mindestmaß begrenzt.
Es wirkt mehr wie Casablanca, wo sich der vom Leben Gebeutelte mit der Idealistin trifft und sie langsam einander verstehen und zusammenwachsen.
Die Belehrungen beider dem anderen gegenüber sind hier das, womit sich der Film spielt. Dieser beißende manchmal misantrophische Zynismus von DiCaprio in Vergleich mit den Idealen der Journalistin zeigen hier zwei unterschiedlichste Welten. Und sie verändern (natürlich) auch über den Film hinweg die Einstellung der jeweils anderen Person.

Djimon spielt seine Rolle so gut, wie es seine Rolle eben erlaubt. Er ist der zerissene Vater, das ehrliche Familienoberhaupt, der nur das Beste für seine Familie will und die Lügen und die Gewalt nicht versteht, es aber krampfhaft versucht.

Das Ende dann ist etwas seltsam unüblich, wenngleich nicht schlecht. Ich hätte mir aber ein etwas anderes Ende vorgestellt. Aber ich will hier nichts verraten, deswegen bitte (wenn dann) selbst ansehen.

Das was mich am meisten gestört hat war die Filmmusik, denn hier wurde natürlich wieder ein orchestraler Sound mit afrikanischen Vocals verwendet. So, wie in jedem Film, der im Kontext zu Afrika steht. Hier hätte ich mir doch ein wenig mehr Innovativität erwartet.

Zuletzt muss ich noch sagen, dass die Message, die Moral peinlich ist. Und die Umsetzung gescheitert. Es wird verschwiegen, dass die USA eigentlich die Hauptabnehmer für Diamanten sind, und die Sitation der Kindersoldaten wird ernst aber auch fast parodistisch dargestellt, ein mit Hip-Hop, MTV und Poker verzerrtes Bild.
Noch schlimmer ist die liberale Anklage der westlichen Nationen. Es sind die Konzerne die böse sind; es sind die Konsumenten, die hier ihre Kontrollmacht nicht ausnutzen. Am Ende ist Afrika nur durch die Schuld des Westens so zerstört. Wirkliche Lösungsansätze werden hier nicht geboten, es wird eher auf Mitleid durch die gezeigte Brutalität gezählt und es werden klassische Vorwürfe propagiert.
Und die Worte, die Soloman am Ende vor der Generalversammlung spricht werden ausgeblendet. Er ist zwar als Sprachrohr für die gebeutelte Zivilbevölkerung anerkannt, aber was er zu sagen hat wird nicht gezeigt. Schließlich reicht es doch, eine Gallionsfigur für die Friedensmissionen zu haben, oder?


Bewertung

Solider Actionfilm, der etwas zum Nachdenken anregt und am Ende doch nur einfache Unterhaltung bietet.




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