Montag, 1. Jänner 2007

Kino-Kritik: Departed - Unter Feinden



Info

Titel: Departed - Unter Feinden (The Departed)
Produktionsjahr: 2006
Produktionsland: USA
Genre: Thriller
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Whalberg, Martin Sheen
Länge: 149 Minuten


Meinung

Der Film "The Departed" handelt von zwei Spitzeln, die in die gegnerischen Seiten entsandt wurden. Colin Sullivan (Matt Damon) lernt den Mafia-Paten Frank Costello (Jack Nicholson) schon als Kind kennen, der ihn unter seine Fittiche nimmt. In seinem Auftrag infiltriert er die State Police und bekommt einen Job in der Abteilung, die gegen Costello ermittelt - um dort sein Ohr zu spielen.
Der Chef jener Abteilung, Oliver Queenan (Martin Sheen), hingegen glaubt seine Abteilung infiltriert und so jagt er den Jungspund Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) aufgrund der Verwicklungen seiner Familie mit der irischen Mafia aus der Polizei. Dies jedoch war nur Tarnung, da Costigan nach einer kurzen Gefängnisstrafe sich in Costellos Gefolge mischt, als Undercover-Cop.
Mit der Zeit bekommen beide Spitzel Probleme, der Stress steigt ihnen zu Kopf und sie realisieren, dass ihre eigene Partei vom Gegner infiltriert worden ist. Und so gipfelt der Film darin, dass sich beide Spitzel begegnen

Im Grund ist der Film nicht schlecht und er wird immer als Remake eines Honkong-Filmes namens "Internal Affairs" bezeichnet - über den ich jedoch nicht urteilen kann, da ich ihn noch nicht gesehen habe.

Gleich vorweg: Nicholson spielt wunderbar. Seine Wutausbrüche und sein rabiater Habitus sind vorzüglich und wohl bekannt. Und genau da liegt die Schwäche seiner Figur, er stellt nämlich den ewig exzentrischen, zynischen, selbstverliebten Charakter dar, den man so oft Nicholson auf den Leib schreibt. Nicholson wäre in der Lage jede Figur zu spielen, trotzdem bleibt er immer bei seinen berechenbaren Klischee-Figuren.
Man kann Costello als "Vater" von Sullivan ansehen und Queenan als "Vater" von Costigan. Nicholson spielt hier Sheen eindeutig an die Wand, denn Queenan hat weniger Zeit auf dem Zelluloid und seine Figur ist unspektakulärer angelegt; allein deswegen entsteht schon ein Ungleichgewicht zwischen diesen "Vätern".

Mark Whalberg spielt Detective Wigman, den Assistenten von Queenan - eine typische bad-cop Rolle der mit bösartigen Sprüchen und seinem affektiertem Gehabe zuerst lustig, dann lächerlich - aber niemals ernst wirkt. Hier ist wieder eine Symmetrie zu erkennen, denn Wigman ist der böse Part von Queenan, während die rechte Hand von Costello Mr. French ist. Passen die Gegensätze beim cholerischen Wigman und väterlichen Queenan noch gut zusammen, ist Mr. French nur eine brachiale Verballhornung von Costellos wenig zügelloser Brutalität.

Zusammenfassend ist der Film eigentlich eine Montage aus klassischen Motiven wie Verrat, Loyalität und Verzweiflung, in dem eine gesichtsverliebte Kamera durch eine Welt fährt, die einmal stockt und einmal läuft.
Die Dialoge sind trocken und haben oft nur Wohnbausiedlungscharme oder altväterlicher Ratschlagscharakter. Und der Schnitt kostet Nerven, zuallererst den des Auges der schnell an Überlastung leidet. Es wirkt, als würde der schnelle Schnitt versuchen, die Geschichte voranzutreiben, während die Story sich gehen lässt.

Überraschend gut aber spielen Damon und DiCaprio, in verschiedenen Lagern gleiche Rollen - doch ihre Stresssymptome sind nicht gespielt, sie sind echt. Sullivan (Damon) zeigt kaum Gewaltbereitschaft, doch hinter seiner jugendlich-frischen Maske verbirgt er Kälte und Loyalität gegenüber der Mafia.
DiCaprio hingegen hat spätestens jetzt seinen Jugendcharme hinter sich gelassen. Costigan ist vordergründig gewaltbereit, was man ihm nicht immer glaubt, aber die Zerrissenheit, die Angst um sein Leben und die Probleme mit all dem Gesehenen trägt DiCaprio seiner Figur Costigan mit Glaubwürdigkeit auf.

Die Polizeipsychologin, die die beiden Charaktere miteinander verbindet pendelt irgendwo zwischen Glaubwürdigkeit und Produktionsplanung.



Bewertung

Ein interessanter Mafia-Film, der Symmetrien aufgrund von Prioritäten verliert und klassische Motive aneinanderreiht. Eine Kino-Karte, aber keine DVD wert.




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