Mittwoch, 28. März 2007

Album-Kritik: Tom Waits - "Orphans: Brawlers, Bawlers and Bastards"



Info

Titel: Orphans: Brawlers, Bawlers and Bastards
Interpret: Tom Waits
Genre: -
Label: Anti, Inc.
Release: 2006
Titel: 16, 20 und 18 (3 CDs)


Meinung

Tom Waits kostet Nerven. Er ist anstrengend. Aber genauso sehr wie er anstrengend ist, kann er mich auch vom Alltag entführen. Es ist unmöglich diese CD-Box zu bewerten, es ist unmöglich. Jetzt gefallen mir die Lieder, die mir morgen, wenn ich fit und ausgeschlafen bin, nicht mehr gefallen. Und natürlich umgekehrt.

Zusammenfassen sollte gesagt werden, dass Orphans eine 3-CD-Box ist, die aus den einzelnen CDs Brawlers (Streithammel), Bawlers (Schreihals) und Bastards besteht. Brawlers besteht aus stampfenden, beat-lastigen Liedern, Bawlers entgegen der Bedeutung aus ruhig Balladen und vertonter Lyrik und Bastards ist der vernichtende Abschluss, der jede Harmonie aus einem Lied verbannt.

Lassen wir eine umfassende Bewertung einfach aus, und picken und ein paar Gustostücke aus der Liedsammlung. Long Way Home ist bekannt geworden durch Norah Jones, hier kann man aber mit dem Original in Berührung kommen und erkennen wie einfühlsam Waits sein kann. Lie To Me zeigt einen rhythmischen Waits in den Tradition von Rain Dogs. Little Drop Of Poison ist der seltene Mix von ausgezeichneter Lyrik mit großartiger Musik und phänomenaler Stimme - und man kennt es aus dem Film "Shrek 2". Little Man versteht sich eindeutig in klassischer Film-Noir Barmusik. Road To Peace ist ein Lied, das einem den Schauer über den Rücken jagt, wenn man den Text versteht. Take Care Of All My Children hört sich an wie ein Marsch, aber die Lyrics besagen eindeutig etwas anderes. What Keeps Mankind Alive ist ein Zeugnis dafür, dass Waits mit einer Balalaika und anderen ausgefallenen Instrumenten herausragende Arrangement schaffen kann. Two Sisters verschlägt Waits in das Land des klassischen Countrys - und es klingt alles andere als schlecht.

Ich könnte hier noch so viel erzählen, aber Waits ist einfach nicht in Worte zu fassen. So übertrieben und lobhudelnd das klingt, er macht für mich einfach wirklich gute Musik. Das auch deswegen, weil es durchwegs auch durchwachsene Lieder auf dieser Platte geibt, aber auch solche, die mir nach dem zwanzigsten Mal anhören wieder Schauer über den Rücken jagen.


Bewertung

Außer Konkurrenz.




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