Sonntag, 21. Mai 2006

Film-Kritik: Die Tiefseetaucher



Info

Titel: Die Tiefseetaucher (The Life Aquatic WIth Steve Zissou)
Produktionsjahr: 2004
Produktionsland: USA
Genre: Tragikomödie
Regie: Wes Anderson
Darsteller: Bill Murray, Owen Wilson, Cate Blanchett, Anjelica Houston, Jeff Goldblum, Michael Gambon, Bud Cord,
Länge: 109 Minuten


Meinung

Ich bin ja nicht der Schnellste. Zwar habe ich schon früh von Wes Anderson gehört und von seinem ersten großen Erfolg "Die Royal Tenenbaums". Leider kam ich aber nie dazu, diesen Film zu sehen; und dadurch blieb mir lang auch ein exzellenter Film vorenthalten. Es war dann vor ein paar Jahren als der (teilweise wirklich gerechtfertigte) Hype und Sofia Coppolas Lost in Translation entstand. Bill Murray, bekannt war er mir nur aus "Und täglich grüßt das Murmeltier" oder "Ein verrückt genialer Coup" hat mich dort wirklich überrascht. Seine Figur, die er teilweise so glaubwürdig lethargisch darstellte hat mich schwer beeindruckt.
Wie ich dann hörte, dass ein neuer Film mit Bill Murray herauskäme wollte ich ihn sofort im Kino sehen. Leider kam der FIlm in unserem Kaff nie ins Kino... Vor wenigen Monaten sah ich dann im Media Markt die DVD von "Die Tiefseetaucher" - und griff zu. Die DVD gehört zu den wenigen FIlmen, für die ich in DVD-Form mehr als 10 Euro ausgegeben habe - und das zu recht.

Der Film ist eigentlich schnell erzählt: Steve Zissou (als kongenialer Klon von Jacques Cousteau) war einmal ein großer Ozeanograph und Dokumentarfilmer, doch seine Karriere geht den Bach herunter. Als beim bisher letzten Film der beste Freund und Mentor Steves vom (wahrscheinlich) bis dato ausgestorben geglaubten Jaguarhai getötet wurde, macht sich Steve mit seinem letzten Geld und seiner Rest Ehre auf um den Hai zu finden und seinen Freund Esteban zu rächen.
Bei der Premiere zum letzten Film lernt Steve auch noch seinen (angeblichen), unehelichen Sohn Ned (Owen Wilson) kennen, der ihm erst mit dem, von seiner gerade verstorbenen Mutter geerbten Vermögen die Jagd auf den Hai ermöglicht. Steve zerstreitet sich inzwischen mit seiner Frau Eleanor (Anjelica Houston), während sich Ned in die schwangere Reporterin Jane (Cate Blanchett) verliebt, die aber auch Steve gefällt.

Die Geschichte selbst ist keinen Preis wert, sie ist zwar originell doch bleibt sie klischeebeladen. Faszinierend hingegen ist der Film in seinem Aufbau und in der Komposition von Darsteller, Dialog und Regie.
Die Stimmung selbst ist immer ruhig, auch bei dem kurzen Gefecht mit Piraten sitzt man ruhig im Sessel und sieht sich die Szene mit einem Schmunzeln an. Noch beeindruckender sind die Dialogszenen, in denen man erkennt, wie verloren doch die einzelnen Figuren in ihrem Leben sind und sie selbst keinen Ausweg finden. Steve kann seine Zuneigung zu seinem Sohn nicht in Worte fassen, denn er weiss nicht einmal selbst ob er Vater sein will. Klaus (Willem Dafoe) bettelt um Anerkennung und sieht seine Position am Schiff durch Ned gefährdet. Ned selbst ist schüchtern und weiss nicht, wie er anfangs sich Jane nähern kann, die selbst unter der Ungewissheit leidet, wie sie in Zukunft mit dem Kind und ihrem Beruf verfahren soll.

Ich bin jetzt eigentlich in Fahrt und könnte schreiben bis zum geht nicht mehr, damit nähme ich jedoch alle Spannung aus dem Film. Ich kann nur sagen, dass der Schnitt und Ton, die Kamera und das Licht - es passt alles wunderbar zusammen und der Film ist einer der 10 besten, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Kann ich ausdrücklich nur zu sehen befehlen! Empfehlen wäre zu wenig.


Bewertung

Der Film bekommt 5 von 5 Sternen; einfühlsamer Film, dessen Melancholie nie überbordend wird und doch immer erkennbar bleibt.