Montag, 15. Mai 2006

Buch-Kritik: "Don't Believe The Hype"




Info

Titel: Don't Believe The Hype
Autor: Sky Nonhoff
Genre: Musikliteratur, Textsammlung
Verlag: Fischer
Veröffentlichung: 2005
ISBN-Nr: 3596164680 bzw. 978-3596164684
Seiten: 333


Meinung

Ich pendle nun schon mein ganzes Studium - und irgendwann wird die x-te Zugfahrt langweilig. In Nürnberg, während eines Besuchs bei meinen Großeltern entdeckte ich ein Genre an Büchern, die sich perfekt für die Pendelfahrten eigneten: Die Kritiken und Essay-Sammlungen.
Ich bin kein Mensch des ausgefeilten Gedächtnisses, deswegen ist es auch schwierig, wenn ich jeden Tag mich in einem Roman neu zurechtfinden musste - sofern ich ihn portionsweise auf der Zugfahrt las. In Nürnberg fand ich ein Buch mit dem Titel "Lexikon berühmter Popsongs". Die Geschichte, Veröffentlichung oder eine andere Anekdote über 200 verschiedene Songs werden auf etwa 4 Seiten pro Lied abgehandelt. Perfekt für eine Zugfahrt. Als ich vor ein paar Wochen in der Buchhandlung Moser in Graz war, suchte ich nach einem Pendant aus dem Bereich der Filmgeschichte. Ich wurde nicht fündig, stieß aber auf dieses Buch.

Allein der Klappentext hat mich angesprochen, weil ich einen Bekannten habe, der sich seines musikhistorischen Wissens rühmt und gerne groß von Nick Hornby - dem Guru der selbstbeweihräuchernden Musikintellektuellen - redet.
Das Buch wirkt befremdlich; alleine deswegen, weil mehrere Lieblingsplatten verrissen werden. Ich wollte es gleich wieder aus der Hand legen, aber irgendwie konnte ich nicht wiederstehen und musste es kaufen.
Das Buch bietet nämlich alles was man sich von einm Sachbuch wünscht: Eloquenz, eine ausgefeilte argumentative Linie, Mut zur Kontroverse und umfassende Fachkenntnis.

Es war nicht momentan, doch irgendwann habe ich dann verstanden, was dieses Buch kritisiert: Es sind nicht die die Platten und die Künstler, deren Späne hier beim Hobeln fallen; es sind die Feuilletons der selbsternannten Musikkritiker und Pop-Experten; und damit sind nicht jene gemeint, die eine Liste für die neueste "Hit-Giganten"-Auflage von RTL zusammenstellen. Es sind Leute, die bei der FAZ und im NME sitzen.
Hier wird mit jenen abgerechnet, die sich herausnehmen Musik in "innovativ" und "überholt" einzuteilen und der Welt zu sagen, was gute und was schlechte Musik sei. Es sind jene, die die ewigen Top-100 Listen schreiben, an denen sich gar nichts ändern.
Und es sind auch jene, die blind mit gottergebenem Vertrauen die Meinungen jener Experten übernehmen und sich dann im erhebenden Gefühl des intellektuellen Individualismus' fühlen.

Lesen!


Bewertung




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